"Eigentlich wollte ich nur Unkraut ausreißen"

SVS 2018 Hochwasser 2Stephansposching, den 30.06.2018: So wurde Robert Steinbeißer vom Trainer und Physiotherapeuten zum Baumeister der SpVgg Stephansposching. Dass das Funktionsgebäude am Sportplatz an der Donau heute eingeweiht werden kann, ist vielen zu verdanken: Behörden, Bauunternehmen und fleißigen Mitgliedern der Spielvereinigung Stephansposching. Bei einem Schwarz-Gelben bedankt sich Vorsitzender Sven Wittenzellner in besonderer Weise: Robert Steinbeißer. Wie der 48-jährige Physiotherapeut mit internationaler Fußballerfahrung zum Vereins-Baumeister geworden ist, erzählt er im Gespräch mit der PZ.

"Eigentlich wollte ich nur Unkraut ausreißen", sagt Steinbeißer, den Blick auf der Armbanduhr, da die Arbeit am Trainingsplatz schon wieder ruft. "Die Stirnseite müssen wir noch verputzen." Im Sommer 2017 begannen die Arbeiten am Funktionsgebäude. Seitdem ist Steinbeißer "gefühlt jeden Tag" am Fußballplatz anzutreffen. Rührt er nicht gerade den Putz für die letzten Arbeiten an der Baustelle an, dann trainiert er die D-Junioren – oder er hält sich selbst in Form bei den Herren. Schließlich kickt er am Wochenende noch für die zweite Mannschaft und für die AH. Seit 1980 spielt er Fußball nach dem Motto "ein schlechter Stürmer ist ein guter Verteidiger". SVS 2018 Hochwasser 1Einige Jahre verbrachte er bei anderen Vereinen, um zum Beispiel in der Landesliga zu spielen. Auch im Ausland war Steinbeißer aktiv, beim oberösterreichischem Sportklub Altheim. "Zu einigen habe ich heute noch guten Kontakt", erzählt er über die zwei Jahre im Nachbarland. Vom Zaun zum Fördergeld-Bescheid. Doch zurück zum Fußballplatz an der Stephansposchinger Donau: Steinbeißer wollte also Unkraut jäten. "Naja, und dann fragte ich nach, ob der Verein ein bisschen Geld hätte für einen neuen Zaun." Aus dem bisschen Geld wurde ein Fördergeld-Bescheid, um vom Hochwasser 2013 angerichtete Schäden zu beseitigen. Die in Aussicht gestellte Summe überstieg die Kosten eines neuen Zauns deutlich. Das bestehende Häuschen hätte man schon herrichten können − mit der Aussicht auf das nächste Hochwasser. Das erschien nicht nur Steinbeißer wenig bis gar nicht sinnvoll. Er grübelte, griff zu Stift und Papier, um eine Skizze anzufertigen – eine Skizze für ein umgebautes Funktionshaus.

Mit der Gemeinde und dem Landratsamt erarbeitete die SpVgg Stephansposching Pläne, die einen Aufbau des Häuschens umfassten und zugleich den Förderrichtlinien entsprachen. Um Steinbeißers Skizzen, bautechnische Vorgaben und das Budget auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen, waren etliche Gespräche nötig. "Etwa ein Jahr hat sich das hingezogen", erzählt der 48-Jährige. SVS 2018 Hochwasser 3Dann ging die zeitintensive Werklerei los. Da denkt Steinbeißer auch an seine Familie. Die beiden Söhne Leon und Max und vor allem Frau Anette halten ihm den Rücken frei, unterstützen ihn und damit die Spielvereinigung.

Steinbeißer: "Ich bin da einfach so reingerutscht."Nach 5000 ehrenamtlich geleisteten Arbeitsstunden ist das in den 1960er errichtete Gebäude fertig renoviert und aufgestockt. Dank einer Fördersumme von 185000 Euro sowie Eigenleistungen können sich die Fußballer nun im ersten Stock duschen. Auch die Technik ist im Obergeschoss verbaut, um die Hochwasserschutzrichtlinien einzuhalten. Im Erdgeschoss sind Bälle, Hütchen und ein Rasenmäher untergebracht. "Diese Sachen kann man ja schnell retten, wenn es wieder zu einem Hochwasser kommt", sagt Steinbeißer.

Diese Entwicklung erinnert an ein bekanntes Zitat von Johann Wolfang von Goethe: "Erfolg hat drei Buchstaben: TUN." Dieses einfache Tun, dieses Unkrautausreißen, ließ den fußballbegeisterten Physiotherapeuten zum Baumeister der SpVgg Stephansposching werden. Eine richtige Erklärung dafür hat Robert Steinbeißer immer noch nicht. "Ich bin da einfach so reingerutscht", sagt er, setzt sich in den als Baustellenfahrzeug unüblichen Fiat 500 und fährt zum Fußballplatz, um dem Häuschen den letzten Schliff vor der Einweihung zu verleihen.

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