Wer hinfallen kann, kann auch aufstehen

SVS 2018 Sportfest 7Stephansposching, den 28.06.2018: Max Saller (62) und Johann Dittmansberger (82) entstammen zwei Generatioen - Ex-Fußballer der SpVgg Stephansposching erzählen von erfolgreichen Zeiten. Doch an eins erinnern sich die beiden Stephansposchinger genau, wenn sie über Fußballspiele von anno dazumal plaudern: an den dumpfen Einschlag des mit Regenwasser vollgesogenen Lederballs auf der Stirn. "Da schwirrt dir der Kopf." Im Gespräch mit der PZ berichten sie von Staunzen geplagten Spielern, vom Aufstieg der SpVgg Stephansposching in die damalige zweite Amateurliga 1962 und dem Klau der Vereinsfahne bei der 50-Jahr-Feier.
Dittmannsberger, mehrere Jahre Vorsitzender und heute Ehrenvorsitzender der Spielvereinigung, erinnert sich detailliert an den Fußball in der Nachkriegszeit. "Laufen, laufen und wieder laufen", antwortet er auf die Frage, wie das Training zu jener Zeit ausgesehen habe. Dieses anstrengende Konditionstraining "und die ganz starke Kameradschaft" seien die Grundsteine für den Erfolg der ersten Mannschaft Anfang der 1960er Jahre gewesen.
"Wir wurden gleich als Absteiger abgestempelt"Es war eine Stephansposchinger Riege, der in der Saison 1961/62 der Aufstieg in die zweite Amateurliga, zu vergleichen mit der heutigen Bezirksliga, gelang: Namhafte Gegner wie Passau und Kelheim kamen in der Saison nach dem sportlichen Triumph nach Stephansposching. "Wir wurden gleich als Absteiger abgestempelt", erzählt Dittmannsberger, meist aufgestellt als rechter Außenläufer. Anfangs hatten die Gegner auch Recht mit ihrer Einschätzung. "Aber dann haben wir narrisch fleißig trainiert." Den Spielertrainer Hans Kainz nennt der 82-Jährige heute noch einen "eisernen Hund". Dessen Motto lautete stets: "Wenn du hinfallen kannst, kannst du auch wieder aufstehen."
Diese Mentalität sorgte dafür, dass die SpVgg Stephansposching für so manche Überraschung sorgte. So war im Pokal die Plattlinger Spielvereinigung zu Gast an der Donau. Deren Spielführer habe den Stephansposchingern vor dem Anpfiff ein überhebliches "4:0 zur Halbzeit angeboten". "Mit einem 5:1-Heimsieg haben wir sie nach Hause geschickt", erzählt Dittmannsberger und lacht darüber. Auch der FC Passau scheiterte an der Spielvereinigung. "Die hatten sich zuvor noch verfahren und in Straßkirchen gefragt, wo denn dieses Bauerndorf sei." Der Endstand: 3:1 für Stephansposching. Erst in der nächsten Runde schied das Team rund um Außenläufer Dittmannsberger "unglücklich" in Zwiesel aus. Den Gegentreffer erzielte ein gewisser Heinz Wittmann, der kurz danach zu Borussia Mönchengladbach wechselte. Gegen den kann man schon mal einen Treffer kassieren.
Als Vorsitzender, von 1974 bis 1983, lenkte Dittmannsberger die Geschicke des Vereins. Die Historie der SpVgg, die am Wochenende ihr 90-jähriges Bestehen feiert, zeigt Höhen und Tiefen. "Es war manchmal schwierig, eine Vorstandschaft zu bilden", bestätigt er. Die Parallelen von damals reichen bis ins 21. Jahrhundert.
Doch zurück ins Jahr 1978, zur 50-Jahr-Feier. "Das war eines der schönsten Erlebnisse", schwärmt Dittmannsberger, obwohl nicht alles lief wie geplant. Der Festzug mit Vereinen aus dem ganzen Landkreis, die Schirmherrschaft von Dieter Görlitz, heute Altoberbürgermeister Deggendorfs, und das Drumherum. Alles passte – bis die Sportkameraden aus Rottenmann beziehungsweise Rottersdorf einer alten Tradition folgten. Sie klauten die Vereinsfahne des Gastgebers. "Im Gasthaus Geislinger lösten wir die Fahne wieder aus, Freibier und Brotzeit gab’s für die Fahnendiebe", erzählt das SpVgg-Urgestein.
SVS 2018 Sportfest 8Als Nachwuchstrainer – diesen Posten ließ Dittmannsberger ebenso wenig aus wie das Jugendleiteramt – traf er auf Max Saller. Dieser gehört zur Generation, die 1983/84 die Meisterschaft in der B-Klasse Deggendorf feierte. Mit zehn Jahren begann Saller das Fußballspielen, "in der Schüler-Mannschaft". Dass Fußballer oft einen Hang zum Aberglauben haben, bestätigt der 62-Jährige. "Max, bist du ganz hinten", fragten seine Mitspieler stets beim Einlauf der Teams. Warum? "Immer wenn ich als letzter Mann den Platz betrat, gewannen wir", schmunzelt Saller und blickt auf das Mannschaftsfoto, das im Keller der Mehrzweckhalle hängt.
Ihre Pflichtspiele trägt die SpVgg heute auf dem Platz an der Grundschule, der in den 1980ern eingeweiht wurde, aus, gleich nebenan. Zuvor kickten die Fußballer am alten Platz an der Donau. Bei heißen Temperaturen sehnte Max Saller die Halbzeit herbei. "Nach dem Seitenwechsel durfte ich dann im Schatten spielen, den die hohen Bäume warfen." Und im Sechzehner war oft mehr Sand als Rasen zu sehen. Schließlich beackerten zu jener Zeit alle Jugend- und Herrenteams das grüne Geläuf.
"Das war ein Paradies für Staunzen und Bremsen"Als recht anstrengend sind ihm die Trainingseinheiten im Sommer in Erinnerung. Nach dem Aufwärmen stand stets Gymnastik an. Zwar nicht mit Medizinbällen, war der Lederball von Nässe vollgesogen fühlte sich dieser ohnehin so an. "Und oft trainierten wir in langen Trainingsanzügen", berichtet Saller und verwundert damit den Reporter. Die Erklärung: Ein Landwirt mähte den Rasen damals mit einem Mähbalken, das Gras ließ er liegen. "Das war ein Paradies für Staunzen und Bremsen." Statt hundertfach gestochen zu werden, entschieden sich die Fußballer für verstärktes Schwitzen.
Sein letztes Spiel bestritt Max Saller im Alter von 60 Jahren – nicht bei den Alten Herren, sondern in der zweiten Mannschaft. Doch das machte das Sprunggelenk nicht mehr mit. Nach der Verletzung hing er die Treter an den Nagel, der Spielvereinigung blieb er treu, so wie er es Zeit seines Lebens tat.
Diese Treue zum Verein, den Zusammenhalt wünschen sich Max Saller und Johann Dittmannsberger auch für die Zukunft. Vorstandschaft und Spieler müssten zusammenstehen, sich dazu entscheiden, gemeinsam etwas erreichen zu wollen, fordert der 82-Jährige und schlägt mit der Faust auf den Tisch, um seinem Plädoyer für die Kameradschaft Nachdruck zu verleihen. "So erreicht man auch was."

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