Die Mitgliederzahlen steigen, das ehrenamtliche Engagement lässt oftmals aber nach

Stephansposching, den 15.11.2023: Ob beim Padel-Tennis, Turnen oder Fußball: Der Trainermangel macht den Sportvereinen zu schaffen. Immer weniger Menschen finden die Zeit und Motivation, sich ehrenamtlich auf den Sportplatz oder in die Turnhalle zu stellen. Die PZ hat bei drei Vereinen nachgefragt, inwiefern sie von der Knappheit betroffen und was mögliche Gründe dafür sind. Daniela Knogl ist Kursleiterin des Mädchenturnens bei der SpVgg Stephansposching und trainiert seit zehn Jahren wöchentlich knapp 40 Mädchen zwischen fünf und 14 Jahren.

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Bisher trainiert sie die Kinder alleine und kommt damit soweit gut zurecht. „Eine zweite, helfende Hand, beispielsweise beim Vorbereiten der Turngeräte, wäre manchmal trotzdem nicht schlecht“, sagt sie. Doch ohne das nötige Vorwissen ist es laut Knogl gar nicht so einfach, mit anzupacken. „Wenn man nicht weiß, wie Geräte aufgebaut werden oder wie man verschiedene Übungen richtig ausführt, kann das schnell gefährlich werden“, erklärt die Kursleiterin.

Knogl ist selbst zwölf Jahre lang Geräteturneringewesenundkann den Mädchen daher bestens zeigen, wie es richtig geht. Aber wie findet sie neben Beruf und eigenen Kindern die Zeit und Energie für das Training? „Ich glaube, das geht nur, wenn man selber Kinder in dem Alter hat, die dann direkt mitmachen können. Ich arbeite Teilzeit und nutze meinen freien Tag dann hierfür.“ Schwierig, Trainer für Trendsportart zu finden Beim Padel-Tennis wäre ein weiterer Trainer mit Vorwissen ebenfalls wünschenswert, wie Betreiberin und Trainerin Sabine Gebel vom P1 Padelclub Plattling erzählt: „Wir haben zwar drei Nachwuchstrainer mit C-Schein, aber wir bräuchten noch jemanden, der einfach mehr Erfahrung hat und unsere Sportler noch weiter bringen kann“, erklärt die gelernte Sporttherapeutin. Da der TrendsportPadelinNiederbayern noch recht unbekannt ist, ist es laut Gebel aber schwierig, jemanden zu finden. Die bisherigen drei Trainer, bestehend aus Gebel, ihrer Tochter und deren Freund, bieten das Training ehrenamtlich an. Eine „finanzielle Anerkennung“ wäre für die drei Trainingseinheiten à Trainermangel in Sportvereinen.

Die Mitgliederzahlen steigen, das ehrenamtliche Engagement lässt oftmals aber nach zwei Stunden aber schön, sagt Gebel. Schließlich stecken viel Zeit, Energie und auch Kosten dahinter. „Für das Training kommen Fahrkosten auf mich zu, genauso für die Trainer-Lizenzen. Und meine Sportschuhe laufe ich mir durch das zusätzliche Training auch schneller ab“, lacht Gebel. Nichtsdestotrotzmache sie es gerne, die Sportart begleitet sie nun seit drei Jahren und bereitet ihr sehr viel Spaß. Beim Fußball ist die Situation ganz ähnlich, wie Manfred Krämer,VorsitzenderderSpVggPlattling, schildert. Während die Erwachsenen von bezahlten Trainern betreut werden, werde es bei den Junioren und vor allem bei den Bambini-Mannschaften schwierig. Diese sind auf ehrenamtliche Unterstützung angewiesen, die in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen habe. „Früher haben sich die Eltern dafür mehr Zeit genommen. Die Väter haben mitgeholfen, die Mütter haben Kaffee und Kuchen gebracht, zugeschaut und geratscht. Heute hat keiner mehr Zeit dafür. Die Kinder werden abgesetzt und dann sind die Eltern meistens auch schon wieder weg, das ist sehr schade“, erzählt Krämer. Laut ihm ist es eine gesellschaftliche Frage.

DSVS 2023 KnoglDaniela Trainerie „Rundumbetreuung“ der Kinder, zu der die wöchentlichen Trainingseinheiten undSpiele amWochenendedazugehören, sei für viele selbstverständlich. „Natürlich fährt man die Kinder da gerne hin, aber die Spritpreise steigen für mich genauso“, sagtKrämer.Die anfallenden Kosten sowie die mitgebrachte Zeit von acht bis zehn Stunden wöchentlich könnten laut ihm auchauspolitischerEbene stärker wertgeschätzt werden. „Wenigstens 400 Euro monatlich würden dem Verein helfen. Das wäre ein Ansatz, den ganzen Aufwand irgendwo zu würdigen.“ Das Geld aus den Fördertöpfen sei „auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Warum beteiligen sich immer weniger Eltern ehrenamtlich?

Laut Krämer sind in erster Linie nicht vorhandene Zeit und Lust das Problem, weiter geht es bei sprachlichen Barrieren. „Eltern, die kein Deutsch sprechen, können sich im Verein oft nicht so gut integrieren. Und das sind bei unseren 120 Kindern recht viele“, schätzt er, so hätten in einer Mannschaft von zwölf Kindern acht einen Migrationshintergrund. „Aber wir freuen uns über jedes Kind, das beim Training dabei sein möchte, und schließen hier niemanden aus“, betont er. Um den Kindern trotz der wenigen Übungsleiter ein Training zu ermöglichen, hat sich der Verein mit der SpVgg Natternberg und der SpVgg Stephansposching zusammengetan. „Man braucht mindestens einen Trainer, aber zwei wären noch besser. Da kommt dann ein Übungsleiter von den anderen Vereinen, man hilft sich gegenseitig“, erklärt Krämer.

Für alle ehrenamtlichen Helfer gibt es auch immer wieder Aufwandsentschädigungen in Form eines Tankgutscheins oder kleinen Präsenten. Mehr Kinder als vor der Pandemie Otto Baumann, Bezirksvorsitzender des Bayerischen LandesSportverbandes, bestätigt die Lage. Aktuell sind im gesamten Landkreis 53 185 Mitgliederin 164 reinen Sportvereinen eingetragen, davon 22 290 junge Menschen. „Wir haben 1,3 Prozent mehr Kinder und Jugendliche als vor Corona – und das ist super! Aber leider werden die nötigen Übungsleiter immer weniger“, sagt Baumann. Manche Vereine versuchen das Problem durch Wartelisten abzufedern. Um weitere Trainer ausbilden zu können, müssen gewisse Ressourcen vorhanden sein. „Was uns mittlerweile sehr weh tut, sind die Kürzungen des FSJBudgets vom Bundeshaushalt“, sagt er. Denn über 400 Jugendliche machen ihr Freiwilliges Soziales Jahrbei einemSportvereinund können dort kostenfrei ihren Übungsleiterschein absolvieren. „Durch die Kürzung können wir das nur noch knapp 120 FSJlern in Bayern anbiete

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